Die Welt ist im Wandel. Der Transformationsdruck auf Unternehmen steigt. Transformation wurde in den vergangenen Jahren oft mit Digitalisierung gleichgesetzt, doch das greift inzwischen sicher zu kurz. Wir haben eine Checkliste von strategischen externen Einflussfaktoren zusammengestellt, anhand derer Sie überprüfen können, ob Ihr Verwaltungsrat die relevanten Chancen und Risiken in seinen Strategiediskussionen angemessen auf dem Radar hat.
Als Verwaltungsräte tragen Sie eine immense Verantwortung, die strategische Ausrichtung eines Unternehmens zu gestalten. In den kommenden Jahren werden verschiedene Herausforderungen eine Transformation in den Unternehmen notwendig machen. Im Folgenden betrachten wir zehn Schlüsselthemen, die Ihre Aufmerksamkeit je nach Branche und Betrieb individuell unterschiedlich erfordern werden.
1. Künstliche Intelligenz (KI):
KI prägt die nächste Entwicklungsstufe von Unternehmen. Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz bietet unzählige Möglichkeiten, Geschäftsprozesse zu optimieren und innovative Produkte sowie Dienstleistungen zu schaffen. Verwaltungsräte müssen verstehen, wie KI in ihre Geschäftsmodelle integriert und die Produktivität in Unternehmen gesteigert werden kann. Die Frage nach Ethik, Datenschutz und möglichen Auswirkungen auf Mitarbeiter und Kunden darf dabei nicht vernachlässigt werden.
2. Energie:
Die Verfügbarkeit und die Kosten von Energie sind untrennbar mit den Anforderungen der Nachhaltigkeit, des Klimawandels und der unternehmerischen Effizienz verbunden. Indem Verwaltungsräte die Energieressourcen ihrer Unternehmen strategisch managen und in erneuerbare Technologien investieren, können sie nicht nur ökologische Verantwortung übernehmen, sondern auch die finanzielle Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit stärken.
3. Digitalisierung:
Die Digitalisierung ist längst nicht mehr nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit. Unternehmen, die den Anschluss verpassen, riskieren Wettbewerbsnachteile. Verwaltungsräte sollten die Digitalisierung in sämtlichen Bereichen des Unternehmens verstehen und vorantreiben, um Effizienzsteigerungen, bessere Kundenbindung und neue Absatzmärkte und Geschäftsmodelle zu erschließen.
4. Fachkräftemangel:
Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden wird in vielen Branchen zur Herausforderung. Hier ist strategisches Handeln gefragt, sei es durch gezielte Talentförderung, Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen oder die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen, um Fachkräfte anzuziehen und zu halten. Fachkräfte werden vielfältiger, das heisst gleichzeitig jünger, älter, weiblicher, internationaler und psychologisch unterschiedlicher. Die Ansprüche an gute Leadership steigen.
5. Demografische Entwicklung:
Eine alternde Bevölkerung beeinflusst sowohl den Arbeitsmarkt als auch die Zielgruppen der Unternehmen. Verwaltungsräte sollten überdenken, wie sie ihre Produkte und Dienstleistungen an die Bedürfnisse einer wachsenden älteren Generation anpassen können. Zudem ergeben sich auch Chancen in neuen Märkten, die sich aus dieser Entwicklung ergeben.
6. Neue Geschäftsmodelle und Arbeitsweisen:
Die Sharing Economy, Plattformökonomie und andere disruptive Geschäftsmodelle verändern ganze Branchen von Grund auf. Verwaltungsräte müssen agil sein und bereit, bestehende Geschäftsmodelle zu überdenken und anzupassen oder gar aufzugeben und neue zu implementieren. Dies erfordert einen kulturellen Wandel und die Förderung von Innovation im ganzen Unternehmen.
7. Geldmarkt
Es ist aktuell unerlässlich, sich mit den potenziellen Risiken einer weltweiten Rezession, Inflation und steigenden Zinsen auseinanderzusetzen. Dies könnte Umsatzeinbussen und einen erhöhten Wettbewerbsdruck zur Folge haben, da Kunden vorsichtiger mit ihren Ausgaben und Investitionen werden. In Europa insbesondere in Deutschland stehen einige Zeichen auf Sturm. Verwaltungsräte sollten kontinuierlich Szenarien für solche Zeiten entwickeln. In einer turbulenten wirtschaftlichen Landschaft wird Resilienz zu einer Schlüsselkomponente der Unternehmensstrategie.
8. Resilienz und Redundanz
In einer Welt, die von raschen Veränderungen geprägt ist, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen widerstandsfähig sind und sich schnell anpassen können. Gleichzeitig wird jedoch auch von Unternehmen erwartet, Ressourcen effizient zu nutzen und Kosten zu minimieren. Während zusätzliche Kapazitäten und Ressourcen dazu beitragen können, Schocks und Störungen abzufedern, könnten sie auch als unnötiger Ballast betrachtet werden. Verwaltungsräte müssen eine sorgfältige Balance zwischen Resilienz und Effizienz finden, um auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu beeinträchtigen.
9. Nachhaltigkeit und ESG:
Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsstrategie integrieren, werden nicht nur ihrer Verantwortung für die Umwelt gerecht, sondern können auch einen erheblichen Wettbewerbsvorteil erlangen. Verbraucher erwarten vermehrt Produkte und Dienstleistungen, die umweltfreundlich und sozial verträglich sind. Verwaltungsräte sollten den Wandel zu einer nachhaltigen Unternehmenskultur vorantreiben und innovative Ansätze entwickeln, um Ressourceneffizienz zu steigern, Umweltauswirkungen zu minimieren sowie Reputationsrisiken zu managen.
10. Krieg in und um Europa:
Die Schweizer Wirtschaft agiert im Spannungsfeld der schweizerischen Neutralität und der Wirtschaftssanktionen gegen Aggressoren wie Russland und anderen Mächten. Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wird europaweit forciert vorangetrieben, um energiepolitisch unabhängiger zu werden. Eine umsichtige Strategie zur wirtschaftlichen Verflechtung mit kriegsführenden Staaten und deren Geldgeber gehört mehr denn je zur strategischen Kernkompetenz im Verwaltungsrat.
Liebe Verwaltungsratsmitglieder, Ihre strategische Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf finanzielle Performance, sondern auch auf die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft für Ihr Unternehmen in unserer Gesellschaft und auf unserem Planeten. Nutzen Sie die klügsten Köpfe für den Austausch über diese relevanten Themen und entwickeln Sie in ihren Netzwerken und Gremien inhaltlichen Tiefgang.
Autorin: Esther-Mirjam de Boer.
Copyright: Brainboards AG