Es ist dünnes Eis und das Thema ist eigentlich schon wundgeschrieben. Doch brennen ein paar heikle Fragen unter den Nägeln im Top Management: «Weshalb sich manche Manager mit Frauen im Gremium schwertun – und Managerinnen zurücktreten» titelte die NZZ am 30.05. in einem sehr lesenswerten Hintergrundartikel über die Schwierigkeiten bei der Integration von Frauen auf den obersten Führungsetagen.
Der Dialog war geprägt von einer grossen Sehnsucht nach einer vernünftigen Mitte und einem wohlwollenden Miteinander. Jedoch stellten wir fest, dass sich die ideologischen Pole aller Richtungen radikalisieren und das Zentrum zu einem Minenfeld machen, wo zunehmend jung gegen alt, Stadt gegen Land, Mann gegen Frau, Schweizer gegen Zugewanderte, Nachhaltigkeit gegen Wohlstand ausgespielt werden.
Wir sprachen über Toxizität und stellten fest, dass diese nicht Männern vorbehalten ist. Toxic Masculinity wirkt als Begriff spaltend. Alex Miescher beschrieb subtilere Formen, die er auch an Frauen beobachte und die ihn und seine Coaching Klienten manchmal verwirren und anstrengen.
Esther-Mirjam de Boer beschrieb die Gratwanderung vieler Führungsfrauen gleichzeitig klar und bestimmt zu handeln und weiterhin liebenswürdig wirken zu wollen, was eine Erklärung für die beobachteten verwirrenden Mixed Messages sein könne.
Das Gespräch wurde sehr persönlich und blieb immer respektvoll auf Augenhöhe. Es kamen einige Tabus zur Sprache, die das Zusammenarbeiten zwischen Männern und Frauen zuweilen kompliziert machen wie Komplimente, kollegiale Berührung, Gerüchteküche, Sitzungskultur sowie unangenehme Sprüche und Witze. Esther-Mirjam de Boer bat um mehr Zivilcourage von Beobachtern unschöner Szenen, die eingreifen und die Grenzen zur Unanständigkeit klar machen sollen. Alex Miescher plädierte für mehr Mut zu direkten Feedbacks sowie Wohlwollen, dass dieses ankommt und den Lernprozess nährt.
Inclusive Leadership ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg von Organisationen und ihren Führungskräften, die aufgrund des demografischen Wandels zunehmend diversere Talente und deren Ansprüche in Organisationen integrieren und auf die Ziele des Unternehmens ausrichten können muss.